Andacht 05.05.2024
Bildnachweis: Gerd Altmann, Pixabay
Bibel
Glauben

May 4, 2024, 10:01 PMNicole Spöhr

Andacht 05.05.2024

Gedanken zum Thema: Kritisieren

Hannah Arendt gehört mit ihrer unbequemen Berichterstattung über den Eichmann-Prozess Anfang der 60er-Jahre zu einer der kontroversen Personen des 20. Jahrhunderts. Dass sie als Jüdin einen Naziverbrecher wie Adolf Eichmann nicht per se als von Grund auf böse verurteilte, ließ sie für viele als Verräterin erscheinen. Dazu kritisierte sie die Judenräte, denen sie eine, wenn auch sehr geringe, Mitschuld attestierte.

Darf man die eigene Religion, die eigene Glaubensgemeinschaft kritisieren? Ist Mündigkeit hier überhaupt angemessen oder überlässt man Kern und Richtung lieber den religiösen Leitern?

Wenn es um Toleranz geht, die Probleme um des lieben Friedens willen stillschweigend unter den Teppich kehrt, sind wir bei Jesus falsch. Tolerant sein, indem wir Menschen liebevoll begegnen, egal, woher sie kommen? Ja! Tolerant sein, indem wir Menschen vergeben, die schuldig geworden sind? Ja! Aber wenn eine falsche Haltung zum System wird, sodass andere unterdrückt und vom Weg zu Gott abgelenkt werden, findet Jesus sehr klare Worte, von denen der Eingangstext noch die harmlosen Ausdrücke enthält.

Die Pharisäer und Schriftgelehrten hatten es sich zur Aufgabe gemacht, um das Evangelium herum eigene Regeln und Gesetze aufzustellen. Mauer um Mauer wurde hochgezogen; für andere kaum mehr zu bewältigen. Doch die religiöse Elite gewöhnte sich an die damit verbundene Ehrerbietung und Macht, sodass sie den Kern des Glaubens offenbar vergaß. Und dann will jemand dieses ganze Gebilde einstürzen lassen, weil er meint, er sei der Messias!

Timothy Keller sagt dazu: „Alles, was nur religiös ist, führt zu Arroganz.“ Sie wollten Jesus töten lassen, den gleichen Gott, an den sie eigentlich glaubten, auf den sie warteten. Ein denkwürdiges Beispiel, wie sehr man sich verirren kann, wenn man kopflos einer Religion hinterherläuft und nicht mehr Jesus selbst folgt.

Zum Bibelvers: Matthäus 23,1–4

© Advent-Verlag Lüneburg mit freundlicher Genehmigung (der Link ist: http://www.advent-verlag.de)

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