06. Mai 2018 | Joachim Hildebrandt
Darum ermahnt euch untereinander und einer erbaue den andern, wie ihr auch tut.
Als ich 1950 meinen Pastorendienst in Berlin begann, war es üblich, jeden Täufling unter anderem zu fragen: „Bist du bereit, dich ermahnen zu lassen?“ Ich erinnere mich nicht mehr, wann und warum wir auf diese Frage verzichtet haben. Vielleicht, weil wir „ermahnen“ als unangenehm und als einen Vorwurf empfinden. Der Volksmund wehrt ja das Ermahnen meist ab: „Kehre erst vor deiner eigenen Tür.“ Im Arbeitsverhältnis ist eine Abmahnung die Vorstufe zur fristlosen Entlassung.
Doch „ermahnen“ und „Ermahnung“ folgen uns im Neuen Testament auf Schritt und Tritt. Nach den lehrhaften Unterweisungen in den Briefen des Paulus folgt der ermahnende Teil im Römerbrief, eingeleitet mit: „Ich ermahne euch ...“ (Röm 12,1) Denn es geht im Evangelium nicht nur um die Lehre (Dogma), sondern mehr noch um das Leben gemäß der Lehre (Ethik).
Wenn wir erkennen, was „ermahnen“ in der Bibel bedeutet, werden wir unsere Abneigung dagegen schnell verlieren. Denn das Tätigkeitswort bedeutet wörtlich herbeirufen (einen Helfer), dann auch einladen, zureden, ermutigen, bitten, lieben.
Das entsprechende Hauptwort finden wir im Evangelium an entscheidender Stelle. Als Jesus seinen Jüngern beibringen muss, dass er nicht bei ihnen bleiben kann, fügt er hinzu: „Ich werde den Vater bitten, und er wird euch einen anderen Beistand [oder: Anwalt] geben“ (Joh 14,16 EB), nämlich den Heiligen Geist. „Anderer Beistand“ an Jesu Stelle. Luther übersetzt es mit „Tröster“. Doch der Heilige Geist ist mehr als nur das. Im Johannesevangelium wird u. a. an zwei Stellen auf seine Bedeutung eingegangen: „Der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe“ (Joh 14,26), und er wird „euch in alle Wahrheit leiten“ (Joh 16,13). Es steckt also viel in den Begriffen „Beistand“ und „ermahnen“.
Wenn uns die Apostel im Neuen Testament auffordern: „Ermahnt euch untereinander!“, dann bedeutet das: Helft einander, geistlich zu wachsen in der Nachfolge Jesu, und im Glauben und in der Liebe zu reifen. Ich stimme der Aussage eines Bibellexikons uneingeschränkt zu: „Es ist ein gefährliches Zeichen, wenn in einer Gemeinde diese gegenseitige Förderung in der Heiligung aufhört.“
© Advent-Verlag Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung
Die Glaubensüberzeugungen der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten sind dazu angelegt, das ganze Leben zu durchdringen. Die heiligen Schriften der Bibel zeichnen ein überzeugendes Porträt von Gott.
Jeder ist eingeladen, den EINEN zu entdecken, zu erleben und kennen zu lernen, der nichts anderes, als uns heilen will.