Andacht 22.04.2024
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Bibel
Glauben

Apr 21, 2024, 10:01 PMDennis Meier

Andacht 22.04.2024

Gedanken zum Thema: Gleichnis

Es ist nur ein kleiner Satz aus dem Gleichnis von den zwei Söhnen (wie Jesus es überschreibt, was wir das Gleichnis vom verlorenen Sohn nennen). Der jüngere Sohn ist gerade aus dem Elend zurückgekehrt, in das er geraten war bzw. sich gebracht hatte. Die Szene der unerwartet geöffneten Arme des wartenden Vaters, der Höhepunkt fast jeder Predigt über diesen Abschnitt, mündet hier in die fröhliche Feier. Die meisten Predigten enden dann auch gerne an dieser Stelle. Nicht so Jesus: Es folgt das Wort „aber“. Einer fängt erst gar nicht an, sich zu freuen. Einer wünscht sich, der Bruder, „der tot war“, wäre doch besser bei den Toten geblieben.

Es gibt viele Deutungen dieses Gleichnisses. Eine, die uns eher weit entfernt scheint, weil sie vornehmlich mit den damaligen Menschen und ihren Vorstellungen zu tun hat, ist, dass Jesus hier eine Nacherzählung der Geschichte Israels liefert. Eine schockierende allemal. Der „verlorene“ Sohn ist das durch eigene Schuld ins Exil geratene Volk. Die Ausgestoßenen in den Bund einzugliedern war ja die Verheißung der Propheten gewesen. Israel war zwar schon lange aus dem babylonischen Exil zurückgekehrt, aber all die schönen Verheißungen (Königtum, Messias, Wiederherstellung, Aufnahme der Verstoßenen) waren (noch) nicht erfüllt.

Jesus schockiert gleich auf mehreren Ebenen. Erstens wird dem Sohn vergeben und der Kult (Tempel) spielt überhaupt keine Rolle. Zweitens ist nun der brave und fromme Zuhausebleiber das schwarze Schaf in der Erzählung. Aber drittens, und sicherlich am wichtigsten: Jesus erzählt hier von sich. In ihm erfüllt sich das herzliche Willkommen an alle Außenstehenden. Er ist die Erfüllung des Gleichnisses. Durch ihn – und nicht den Tempeldienst – erfüllen sich die Verheißungen. Ein Theologe schreibt über dieses Gleichnis: „Das Gleichnis ‚lehrt‘ nicht, jedenfalls nicht im Sinne einer abstrakten Lehre oder zeitlosen Wahrheit. Das Gleichnis handelt. Es erzeugt eine neue Welt.“

Und so stellt es auch uns heute vor die gleiche Wahl. Was überwiegt? Der Ärger – über komische Leute in der Gemeinde, über andere Christen, über zu viele Predigten über den „lieben Gott“? Oder die Freude – über einen Gott der unerwarteten Gnade und Liebe? Ich meine, Jesus scheint vorschlagen zu wollen: Fang an, fröhlich zu sein.

Zum Bibelvers: Lukas 15,24

© Advent-Verlag Lüneburg mit freundlicher Genehmigung (der Link ist: http://www.advent-verlag.de)

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